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European CommissionBundesministerium für Bildung und FrauenSozialministerium

Forschungsprojekt unterstützt von der Europäischen Kommission, dem BMBF und BMASK

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Projektbeschreibung


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Das EU-Projekt „Zugang von Frauen mit Behinderungen zu Opferschutzeinrichtungen bei Gewalterfahrungen“ wird von der Europäischen Kommission – vom Daphne III Programm - unterstützt und zwischen 2013 und 2015 in Österreich, Deutschland, Großbritannien und Island implementiert. In Österreich wird das Projekt vom Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte (Koordination) gemeinsam mit Ninlil (Empowerment und Beratung für Frauen mit Behinderungen) und queraum (Institut für Kultur- und Sozialforschung) durchgeführt. Die europäischen PartnerInnen sind die Universitäten aus Leeds (GB), Gießen (D) und Island (IS).

Warum ist das Thema forschungsrelevant?

Frauen mit Behinderungen sind im Vergleich zu nichtbehinderten Frauen fast doppelt so häufig von Gewalt betroffen – diese Tatsache ist inzwischen hinlänglich bekannt und wissenschaftlich fundiert. Zudem ist es für gewaltbetroffene Frauen mit Behinderungen oft besonders schwierig, die nötige niederschwellige und parteiliche Unterstützung zu bekommen. Spezialisierte Beratungsangebote gibt es kaum, und die bestehenden Frauenberatungs- und Gewaltschutzeinrichtungen sind für Frauen mit Behinderungen nach wie vor oft schwer zugänglich. Zwar wird die bauliche Barrierefreiheit inzwischen von allen Frauenberatungs- und Opferschutzeinrichtungen vorangetrieben; trotzdem werden Frauen mit Behinderungen noch sehr selten ganz explizit als Kundinnen-Kreis dieser Einrichtungen angesprochen. Diese Defizite und Benachteiligungen sind ebenfalls bereits seit längerem auf UN-Ebene bekannt und finden ihren Ausdruck beispielsweise in den im März 2013 an Österreich ergangenen abschließenden Bemerkungen des CEDAW-Komitees, wo auf die Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderungen hingewiesen wird.

Das Projekt erhebt den Anspruch nicht über Frauen mit Behinderungen zu forschen, sondern mit ihnen gemeinsam die Ursachen von Gewalt und Diskriminierung zu diskutieren und herauszufinden, warum Frauen mit Behinderungen oft schwer Zugang zu Unterstützungsangeboten finden und was getan werden muss, um Barrierefreiheit auf allen Ebenen zu ermöglichen.

Im Projekt werden folgende Fragestellungen untersucht:

  • ob die teilnehmenden Staaten ihre frauen- und menschenrechtlichen Verpflichtungen im Bereich „Gewaltschutz- und Zugang zu Opferschutzeinrichtungen“ einhalten
  • welche spezialisierten Opferschutzeinrichtungen Unterstützung für Frauen mit Behinderungen bei Gewalterfahrungen anbieten
  • was Frauen mit Behinderungen, die Gewalt erlebt haben brauchen und wo genau ihre Bedürfnisse liegen
  • ob Frauen mit Behinderungen über ihre Rechte Bescheid wissen
  • ob Frauen mit Behinderungen bei Gewalterfahrungen bereits Unterstützungsangebote genützt haben und wie ihre Erfahrungen sind
  • was Opferschutzeinrichtungen brauchen, um Frauen mit Behinderungen die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen
  • welche „good-practice-examples“ (Gute-Praxis-Beispiele) es im Bereich barrierefreier Zugang zu Opferschutzeinrichungen bereits gibt

Was soll erreicht werden und wer wird angesprochen?

Mit Hilfe von Frauen mit Behinderungen, die über ihre Erfahrungen sprechen und Interviews mit Expertinnen, die in diesem Bereich arbeiten - untermauert mit bereits wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen – werden Empfehlungen für EntscheidungsträgerInnen in der Politik, aber auch für MitarbeiterInnen von Opferschutzeinrichtungen und Organisationen für und von Menschen mit Behinderungen erarbeitet. Die Ergebnisse des Projekts sollen dabei helfen:

  • das öffentliche Bewusstsein für dieses noch sehr tabuisierte Thema zu stärken
  • die Zusammenarbeit von Opferschutzeinrichtungen für Frauen und Organisationen für und von Menschen mit Behinderungen zu verbessern
  • politische Maßnahmen zu implementieren die notwendig sind, um den barrierefreien Zugang von Fauen mit Behinderungen bei Gewalterfahrungen zu allen Unterstützungsangeboten zu ermöglichen
  • den Frauen selbst eine Stimme zur Artikulation ihrer eigenen Bedürfnisse und Forderungen zu verleihen

Wie wird das Projekt durchgeführt?

Jedes Team in den beteiligten Ländern bedient sich quantitativer und qualitativer Methoden:

  • Datenerhebung im Bereich gesetzliche und politische Rahmenbedingungen inklusive der Unterstützungsangebote für Frauen mit Behinderungen und nichtbehinderter Frauen bei Gewalterfahrungen
  • Interviews mit ExpertInnen, die in diesen Bereichen arbeiten
  • Fokusgruppen-Diskussionen mit Frauen mit Behinderungen, die über Gewalterfahrungen sprechen
  • Biographische Tiefeninterviews mit Frauen mit Behinderungen, die über ihre Erfahrungen aus unterschiedlichen Lebensbereichen erzählen
  • Identifizierung von „good-practice-examples“ (Gute-Praxis-Beispiele) im Bereich barrierefreier Zugang und Entwicklung von Empfehlungen